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carcassonne
Carcassonne
(okzitanisch: Carcassona) ist eine Stadt in Südfrankreich und Hauptstadt (Präfektur)
des Départements Aude. Carcassonne liegt ca. 70 km nordwestlich von Perpignan
an einer alten Handelsstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik und hat ca.
44.000 Einwohner.
Übersicht
Die Stadt wurde von den Römern im 1. Jahrhundert v. Chr. gegründet und zählt
heute zu den am vollständigsten erhaltenen Festungsstädten Europas. Im 13.
Jahrhundert beherbergte die Festung die zentrale Verwaltung der Inquisition in
Süd-Frankreich. Sie war ein Zentrum der heterodoxen ("ketzerischen")
Katharerbewegung. Mit Toulouse ist sie eine der wichtigsten Städte der
historischen Region Okzitanien.
Die im 19. Jahrhundert vom Architekten Eugène Viollet-le-Duc restaurierte
Altstadt mit gut erhaltener doppelter Stadtmauer wurde 1997 von der UNESCO zum
Weltkulturerbe erklärt. Der Canal du Midi führte zunächst an der Stadt vorbei,
wurde aber kurze Zeit später von den Bürgern der Stadt durch diese geführt,
als sie die wirtschaftlichen Vorteile eines Kanals erkannten.
Der Name Carcassonne
Die populäre Legende besagt, Friedrich II. (Karl der Große; ein beliebiger
anderer Fürst) habe Carcassonne einst belagert, als Mme. Carcas Herrin der
Burg war. Die Belagerung hielt so lange an, dass der Hunger bald die ersten
Opfer in der Stadt forderte. Mme. Carcas beschloss daraufhin, ein Schwein zu
mästen, und als es fett genug war, ließ sie es von der Schlossmauer werfen.
Die Belagerer, selbst schon erschöpft, dachten beim Anblick des kräftigen
Tieres, dass es davon wohl noch eine ganze Menge in der Burg geben musste,
wenn man sie jetzt schon von der Burgmauer warf. Niedergeschlagen gaben sie
auf und kehrten nach Hause zurück. Als zum Jubel über das Ende der Belagerung
die Burgglocken läuteten, soll einer von Friedrichs II. Näherstehenden gesagt
haben Madame Carcas sonne, was soviel bedeutet wie Madame Carcas läutet.
Militärische Geschichte der Festungsstadt
Die Burgstadt liegt auf einer Anhöhe über dem Aude-Tal und erlaubte die
Kontrolle von Handelswegen zwischen Atlantik und Mittelmeer. Durch
archäologische Ausgrabungen konnte die Existenz einer Niederlassung im 6. Jh.
v. Chr. nachgewiesen werden. Die Gründung der Colonia Julia Carcaso und des
Castellum Carcaso fand 43-30 v. Chr. statt. Nach den ersten Einfällen der
Völkerwanderung errichteten die Römer im 3. Jh. n. Chr. einen von Türmen
flankierten Mauerring zum Schutz der Kolonie, der noch heute einen Großteil
des inneren Mauerrings bildet. Der Ring besteht aus vier Toren und 30 Türmen
gallisch-römischen Typs (nach außen rund und nach innen eckig
(hufeisenförmig)) mit großen Fenstern, die zum Werfen von Speeren geeignet
waren. Dennoch besetzten 412 die Westgoten die Burgstadt, denen oft
fälschlicherweise der Bau der Festung zugeschrieben wird. 509 drängte Chlodwig
die Westgoten bis Carcassonne zurück; konnte die Stadt jedoch nicht einnehmen.
Erst die Araber besetzen 725 die Stadt und konnten sie trotz ihrer isolierten
Lage auch nach der Niederlage 732 in der Schlacht von Poitiers halten. Ab 751
eroberte Pippin der Kleine auch mit Hilfe der in Septimanien verbliebenen
westgotischen Stämme die Festung und das Gebiet wurde fränkisches Lehen, wenn
auch die Araber 793 nochmals Carcassonne kurzzeitig zurückeroberten. 1067 ging
das Lehen an das Haus Barcelona und bald darauf an Trencavel, den Vicomte von
Béziers.
60 Jahre später wurde das heutige Grafenschloss errichtet. Innerhalb der
Burgstadt bilden seine Mauern ein Rechteck, das von fünf Türmen und einem
trockenen Graben beschützt wird. Die ehemals hölzernen Hürden wurden im 19.
Jh. teilweise durch Viollet-le-Duc rekonstruiert. Das Eingangstor verschlossen
zwei Fallgatter und eine eisenbeschlagene Tür, die von verschiedenen Personen
bedient werden mussten - um Verrat zu verhindern.
Im Verlaufe des 12. Jhs. verbreitete sich die katharische Lehre (Albigenser)
über die Grafschaft von Toulouse mit Carcassonne als wichtigem Zentrum. Nach
dem Aufruf des Papstes Innozenz III. zum Albigenserkreuzzug 1208 unterwirft
sich der Graf von Toulouse Raimund VI. dem Heer nordfranzösischer Ritter unter
Simon IV. von Montfort. Daraufhin werden die Besitzungen des Vizegrafen von
Carcassonne und von Béziers Raimund-Roger von Trencavel überfallen.
Carcassonne, dessen Befestigungsanlagen zum großen Teil bereits 1.000 Jahre
alt waren, wird nach zweimonatiger Belagerung (wahrscheinlich durch Verrat)
genommen. Béziers wird ebenfalls erobert, die Bevölkerung beider Städte
massakriert und Simon erhält das Lehen. Wie die Barone des vierten Kreuzzugs
versuchte er sich ein eigenes Fürstentum zu erobern; neben zahlreichen Burgen
wird 1216 Toulouse von ihm eingenommen. Die Stadt wird jedoch ein Jahr später
durch Raimund VII. im Handstreich zurückgewonnen. Simon von Montfort stirbt
bei der anschließenden Belagerung der Stadt. Sein Sohn und Erbe Amaury von
Montfort kann die eroberten Gebiete nicht halten. 1223 wird Carcassonne durch
Raimund VII. belagert und am 14. Januar 1224 tritt Amaury in einem
Friedensvertrag die Stadt ab, geht in die Ile de France zurück und gibt das
Lehnsrecht an seinen Lehnsherrn, den französischen König Ludwig VIII., ab.
Zwei Jahre später besetzt der König kampflos die Stadt und der kriegsmüde Adel
unterwirft sich zunehmend der Krone. Die Grafschaft Toulouse fällt 1229 im
Vertrag von Paris größtenteils an den König; der Rest wird 1271 folgen. Nach
20 Jahren Kreuzzug ist die Wirtschaft der Region schwer geschädigt und die
blühende Ritterkultur des Languedoc vernichtet.
1240 belagert Raimund II. Trencavel mit Unterstützung von Aragon nochmals
Carcassonne. Es kommt zum Aufstand in der Region. Die Belagerung wird jedoch
nach drei Monaten durch ein vom König entsandtes Heer beendet. Die Vororte
werden zur Strafe geschleift.
Ab 1247 entsteht am linken Flussufer die Unterstadt. In der Folgezeit bis etwa
1285 lässt der König einen Zwinger errichten und verstärkt den inneren Ring in
dessen Schutz. Der äußere Ring mit Zinnen und Hurden ist niedriger als der
innere und liegt in dessen Schussbereich. Niedrige nach innen offene Türme
wechseln sich mit hohen kreisrunden geschlossenen ab, die zu eigenständigen
Bollwerken umfunktioniert werden konnten. Der mächtigste von ihnen ist mit 25
m Höhe der an der Südostecke stehende Vade-Turm. Durch diese Konstruktion wird
die innere Mauer vor Wurfgeschossen geschützt, sowie vor Sappengräbern und
Untergrabung. Der künstlich erzeugte Engpass zwischen den Mauern setzte die
Belagerer nach Einnahme der äußeren Mauer dem Beschuss sowohl von der inneren
Mauer wie von den noch nicht eingenommenen Türmen der äußeren aus. Verwinkelte
Zufahrten, Zugbrücken und mächtige Türme behinderten den Einsatz von
Belagerungswaffen gegen die Tore. Nach diesen Umbauten galt die Stadt als
uneinnehmbar, verlor jedoch gleichermaßen auch an strategischer Bedeutung.
Edward, der „Schwarze Prinz“, verzichtet 1353 auf eine Belagerung; lässt
dagegen die Unterstadt in Brand stecken. Als ab 1659 Roussillon zum
französischen Reich gehört, ist Carcassonne nicht mehr Grenzfestung und
verliert an Bedeutung. Die Befestigungsanlagen entstammen verschiedenen
feudalen Bauepochen von der gallo-römischen Zeit bis zum Hochmittelalter und
stellen ein herausragendes Beispiel mittelalterlicher Verteidigungstechnik
dar. Erst mit der aufkommenden Artillerie der Neuzeit verloren die
Konstruktionsprinzipien ihre Gültigkeit.
Mehr Informationen auf der offiziellen Seite der
Stadt Carcassonne
http://www.carcassonne.org/
Mehr Informationen über die Katharer auf der Seite
http://www.katharer.de/
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